Stuttgart, 06.03.2023

Explosion in Mehrfamilienhaus

Stuttgart, 06.03.2023: Am frühen Montagmorgen kam es gegen 3 Uhr zu einer schweren Explosion in einem Mehrfamilienhaus in der Köllestaße in Stuttgart West. Aufgrund des dramatischen Meldebildes „Explosion – Trümmerteile liegen auf der Straße“ alarmierte die Integrierte Leitstelle bereits zu Beginn zahlreiche Einsatzkräfte. Auch das THW Stuttgart war mit Fachberater, Zugtrupp, Bergungsgruppe und der Fachgruppe Räumen im Einsatz.

Bei Eintreffen der Feuerwehr war eine Hälfte eines Doppelhauses komplett zusammengebrochen, die Trümmer standen in Brand. Die zweite Gebäudehälfte war teilweise eingestürzt und stand ebenfalls in Brand. Anfangs war es Atemschutztrupps der Feuerwehr noch möglich das teileingestürzte Gebäude rudimentär auf Personen abzusuchen. Spätere Aussagen von Bewohnern bestätigten, dass keine Personen mehr in dieser Gebäudehälfte waren. 

Aufgrund der sehr hohen Wärmestrahlung brannten mehrere auf der Straße geparkte Fahrzeuge und es schmolzen Rollläden von Gebäuden auf der anderen Straßenseite. Auch mehrere Fensterscheiben von angrenzenden Gebäuden waren durch die Druckwelle geborsten. Daher konzentrierten sich die Maßnahmen in der Anfangsphase darauf, die Brandausbreitung auf Nachbargebäude zu verhindern und ein vollständiges Lagebild über verletzte und vermisste Personen zu erlangen. Zur Brandbekämpfung kamen mehrere Löschrohre und Wenderohre über zwei Drehleitern zum Einsatz. 

Fünf verletzte Personen

Glücklicherweise konnte sich eine vierköpfige Familie aus dem Gartengeschoss des Gebäudes selbstständig aus den Trümmern retten. Nach einer Erstversorgung durch den Rettungsdienst, wurden sie zur Weiterbehandlung in umliegende Krankenhäuser transportiert. In einem Nachbargebäude verletzte sich eine Person an Glassplittern einer geborstenen Fensterscheibe, sie wurde ambulant versorgt.

Zu Beginn des Einsatzes wurden rund 20 Personen in Bussen der SSB AG untergebracht und durch eine Schnelleinsatzgruppe der Hilfsorganisationen betreut. Die Betreuungsstelle konnte zeitnah wieder aufgelöst werden, da viele Personen zurück in ihre Wohnungen konnten oder bei Bekannten unterkamen. 

Verschüttete Person in den Trümmern

Eine Person wurde unter den Trümmern vermutet. Bereits bei Eintreffen der Feuerwehr bestand für die Person aufgrund des hohen Explosionsdrucks, des hohen Drucks der Trümmer, der hohen Hitzestrahlung und der starken Rauchentwicklung annähernd keine Überlebenschance. Rettungshunde konnten aufgrund der heißen Trümmerteile und der andauernden Rauchentwicklung erst einige Stunden nach dem Ereignis eingesetzt werden. Zudem war die Zugänglichkeit zum Gebäude mit schwerem Räumgerät anfangs nicht möglich, da ausgebrannte und beschädigte Fahrzeugwracks die Straße blockierten. Trotzdem waren alle notwendigen Kräfte ununterbrochen im Einsatz, um schnellstmöglich zur vermissten Person vorzudringen. Nach intensiven Arbeiten konnte die Person gegen 18:30 Uhr tot aufgefunden und im Anschluss aus den Trümmern geborgen werden.

Drei Rettungshunde der DRK Rettungshundestaffel Stuttgart und des THW hatten zuvor den Suchbereich eingegrenzt. Anschließend kamen ein Radlader und ein geländegängiger Teleskopstapler des THW zum Einsatz. Nachdem die Einsatzstelle durch ein Einsatzstellensicherungssystem des THW abgesichert war, kamen von der Gartenseite auch Fußtrupps von THW und Feuerwehr zum Einsatz. Das Einsatzstellensicherungssystem überprüfte das einsturzgefährdete Gebäude fortlaufend auf minimale Veränderungen.

Unterstützung durch das THW

Bereits sehr frühzeitig wurde durch die Einsatzleitung der Feuerwehr eine Fachberatung des THW angefordert. Das THW unterstützte die Feuerwehr umfangreich mit Fahrzeugen und Gerät bei diesem herausfordernden Einsatz. Hierunter auch schweres Räumgerät wie ein geländegängiger Teleskopstapler und ein Bagger. Auch die Ausleuchtung der Einsatzstelle in den Abend-/ Nachstunden, sowie Sicherungsarbeiten an geborstenen Fensterscheiben eines Nachbargebäudes erfolgten durch das THW.

Lageerkundung aus der Luft

Zur besseren Lageerkundung setzte die Einsatzleitung die Drohnengruppe der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart – Abteilung Sommerrain ein. Über 15 Stunden war die Drohne im Einsatz und liefert fortlaufend eine genaue Lageübersicht. Besonders hilfreich war hierbei die Wärmebildkamera, welche die einzelnen Brandherde detektierte. 

Teilabbruch des Gebäudes

Nach Abstimmungen zwischen den zuständigen Behörden und dem THW-Baufachberater mussten im Rahmen der Gefahrenabwehr Teile des noch stehenden Gebäudes abgerissen werden, da diese einsturzgefährdet waren. Diese Arbeiten konnten noch im Laufe der Nacht durch ein Abrissunternehmen durchgeführt werden.

Energieausfall in der Umgebung

Durch die notwendige Strom- und Gasabschaltung im betroffenen Gebäude waren auch zwei weitere Gebäude ohne Strom- und Gasversorgung. Aufgrund der niedrigen Außentemperaturen kamen die Bewohnerinnen und Bewohner bei Bekannten unter. Eine Familie erhielt durch die Stadt Stuttgart eine Notunterkunft in einem Hotel. In rund zehn Gebäuden war die Stromversorgung unterbrochen. Einsatzkräfte der Feuerwehr informierten die betroffenen Personen und prüften, ob weitere Notunterkünfte erforderlich waren. Dies war nicht der Fall.

Umfangreiche Nachlöscharbeiten

Da Gebäude und Trümmerfeld aus Sicherheitsgründen nur sehr eingeschränkt betreten werden konnten, waren auch in der Nacht immer wieder Flammen zu sehen. Diese wurden von der anwesenden Brandwache abgelöscht. 

Kräfteintensiver Großeinsatz

Insgesamt waren rund 150 Einsatzkräfte in diesen Großeinsatz eingebunden. Dies erforderte eine gute Logistik, insbesondere da die Einsatzstelle sehr beengt war. Die Freiwillige Feuerwehr Stuttgart – Abteilung Logistik übernahm die Versorgung der Einsatzkräfte mit Essen und Getränken, stellte mobile Toiletten, eine mobile Tankstelle und einen Aufenthaltscontainer für Besprechungen zur Verfügung.

Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und einer DRK Bereitschaft sicherten die Arbeiten von Feuerwehr und THW ab. Notfallseelsorger betreuten mehrere betroffene Erwachsene und Kinder. Zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei sperrten die Einsatzstelle weiträumig ab, lotsten Spezialfahrzeuge zur Einsatzstelle und nahmen noch während der Einsatzmaßnahmen die Ermittlungen zur Unglücksursache auf. 

Die letzten Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten am darauffolgenden Tag, Dienstag den 7. März gegen 16:30 Uhr „Feuer aus“ melden und übergaben die Einsatzstelle gegen 17 Uhr an die Polizei. Die Einsatzstelle wird in den kommenden Tagen immer wieder von der Feuerwehr angefahren und auf Brandstellen kontrolliert.

Einsatzkräfte

Berufsfeuerwehr

Verwaltungsgebäude: Amtsleiter, Amtsleiter vom Dienst, Pressesprecher, stv. Pressesprecher Feuerwache 1: Löschzug, Kleineinsatzfahrzeug-TüröffnungFeuerwache 2: Löschzug, Inspektionsdienst, Gerätewagen Logistik, Wechsellader mit Abrollbehälter Atemschutz, Abrollbehälter MuldeFeuerwache 3: DirektionsdienstFeuerwache 4: Löschzug, Gerätewagen Atemschutz-Messtechnik, Wechsellader mit Abrollbehälter UnterkunftFeuer- und Rettungswache 5: Feuerwehrkran, Wechselladerfahrzeug mit Abrollbehälter AnschlagmittelFreiwillige FeuerwehrAbteilung Botnang: Zwei Löschfahrzeuge, Mannschaftstransportfahrzeug Abteilung Sillenbuch: LöschfahrzeugAbteilung Degerloch-Hoffeld: EinsatzleitwagenAbteilung Birkach: Gerätewagen MesstechnikAbteilung Sommerrain: Mannschaftstransportfahrzeug und DrohnenAbteilung Logistik: Mannschaftstransportwagen, Gerätewagen-Logistik, Mobile Tankstelle, Toiletten-Anhänger

Weitere Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart zur Wachbesetzung der leeren Feuerwachen.

Rettungsdienst

Drei Rettungswagen, zwei Notarzteinsatzfahrzeuge, Leitender Notarzt, Organisatorischer Leiter Rettungsdienst, Notfallseelsorge Stuttgart, Rettungshunde, Schnelleinsatzgruppe Betreuung.

THW

Fachberater THW Stuttgart, Baufachberater Ludwigsburg, Fachgruppen Räumen aus Stuttgart und Schorndorf, Einsatzstellensicherungssystem aus Kirchheim unter Teck, Lichtmast aus Stuttgart und Rettungshunde aus Backnang, Bergungsgruppe und Zugtrupp als Führungskomponente aus Stuttgart.


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